Daily Archives: June 30, 2014

Solierklärung von “respect” Berlin

Seit fast einer Woche halten nun die Flüchtlinge und ihre
UnterstützerInnen in der besetzten Schule durch – unter ihnen auch
unsere Companera! Wir grüßen sie hiermit aus vollem Herzen!

Die BesetzerInnen kämpfen nicht nur für ihre eigenen minimalsten Rechte
wie Bleiberecht, Bewegungsfreiheit, freie Wahl des Wohnortes, Zugang zu
Gesundheitsversorgung, Bildung und zum formalen Arbeitsmarkt.

Nein: Sie verleihen auch einer politischen Bewegung Nachdruck, die
refugees in den letzten zwei Jahren an vielen Orten in Deutschland
organisiert haben – und zwar offensiver und öffentlich sichtbarer als
bisher – eine Bewegung für die Abschaffung der rassistischen Lagergesetze,
gegen die Isolation in den Lagern, gegen die Residenzpflicht, gegen die
Verweigerung von Arbeitsrechten und sowieso gegen das Ende aller
Möglichkeiten hier – die Abschiebung.

Wir können vor allem eines sagen: respect!!!

In der Schule der Ohlauer Straße und rund um sie herum ist eine absurde
und dramatische Situation entstanden bzw. durch die Politik des
Bezirksamt und des Senats auch ganz bewusst hergestellt worden:

Diese Situation ist geprägt davon, dass eine Sphäre der Rechtlosigkeit
und der polizeilichen Willkürherrschaft hergestellt wurde. Hier regiert
die Polizei alle Bewegungen, wer Zutritt hat, wer als gefährlich gilt,
wer wen treffen darf oder auch nicht usw.

Und diese Situation ist geprägt davon, dass die Politik geradezu
verzweiftelt versucht, diejenigen mundtot zu machen, zu isolieren und zu
kriminalisieren, die die eigentlichen AkteurInnen sind und die
eigentlich gerade als politisch Argumentierende und Handelnde im Zentrum
des politischen Prozesses stehen.

Diese absurde Situation ist aber kein dramatisch zugespitzter Einzelfall
oder eine ganz besondere Kreuzberger politische Konstellation. Sie
spiegelt in ihrer ganzen Absurdität und Dramatik – und darin, dass sie
eben nicht über den staatlich vorgegebenen Verhandlungsrahmen zu „lösen“
ist – den rassistischen Alltag in Deutschland wieder. Dieser Alltag ist für viele
genau davon geprägt: von Rechtlosigkeit, polizeilicher und behördlicher
Willkür, Kriminalisierung und Isolation.

Eines ist aber heute hier rund um die Ohlauer Schule entscheidend
anders: Anders als sonst ist diese absurde Situation hier einfach nicht
zu übersehen. Vor allem darin unterscheidet sie sich von dem sonst in
der Öffentlichkeit weiterhin weitgehend unsichtbar gemachten
rassistischen Alltag!

Und genau das verdient unseren respect und alle mögliche Solidarität:

Die Flüchtlinge riskieren alles, um diesen absurden Alltag in aller
Deutlichkeit sichtbar zu machen! Und sie riskieren alles, um
klarzumachen, dass sie sich das nicht mehr gefallen lassen!

Schon seit vielen Jahren versuchen viele Leute, denen in Deutschland ein
gesicherter Aufenthaltsstatus verweigert wird, und viele politische
Initiativen, die mit dieser Situation nicht einverstanden sind, etwas
gegen diese Zonen der Rechtsfreiheit und der polizeilichen Willkür zu
tun und den Strategien der Kriminalisierung und der Isolation
entgegenzutreten – auf diverse Art und Weise.

Wir von der Berliner respect-Initiative bauen seit vielen Jahren
Netzwerke der gegenseitigen Unterstützung und des Austauschs zwischen
Frauen auf, um die Lebenslage und die Rechte derjenigen von uns zu
verbessern, die hier in Deutschland ohne Aufenthaltsstatus leben. Denn
– trotz vieler erkämpfter Schlupflöcher – bleibt es dabei: Diejenigen
von uns ohne Papiere haben prinzipiell keinen Zugang zu
Gesundheitsversorgung, zu Schul- und Kitaplätzen, zu formalen
Arbeitsverhältnissen und formalen Arbeitsrechten – und
dies, obwohl viele von uns mit ihrer Arbeit als Babysitterinnen,
Putzhilfen und Altenbetreuerinnen hier in Deutschland dafür sorgen, dass
Kinder betreut sind, Wohnungen geputzt und alte Leute versorgt sind.
Die Putzhilfen und Babysitterinnen, die die anderen versorgen, leben
selbst unabgesichert und unversorgt. Sie müssen oftmals ihre Kinder in den
Herkunftsländern zurücklassen und leben in permanenter Bedrohung vor dem
Auffliegen und einer Abschiebung. Und an eine soziale Absicherung bei
Krankheit und im Alter ist schon gar nicht zu denken,

Der alltägliche Einsatz der gegenseitigen Unterstützung, wie wir ihn in
respect organisieren, findet aber oft im Verborgenen statt: Schließlich
gilt es, die Gefahren der Abschiebung zu schützen; Situationen der
Angst, der politischen und sozialen Isolation und auch der
Abhängigkeitsverhältnisse von Unterstützerinnen gehören zu diesem Alltag
dazu.

Umso mehr gilt unsere Solidarität denen, die gerade den Schritt aus
dieser Isolation und Angst gemacht haben – und sich selbst ins Zentrum
der politischen Aktion gestellt haben!

Umso mehr halten wir es für wichtig, dass möglichst viele die
Forderungen der AktivistInnen in der Schule unterstützen und lautstark
vertreten!

Wir von respect erklären unsere Solidarität und schließen uns den
Forderungen der BesetzerInnen an:

Bleiberecht und freie Wahl des Wohnortes für alle, ein Ende der
Residenzpflicht, gleiche Arbeitsrechte und gleichen Zugang zum
Arbeitsmarkt für alle, Zugang zu Gesundheitsversorgung, Kindergärten und
Schulen für alle!

Und ganz konkret: Abzug der Polizei, Aufenthaltstitel für die BesetzerInnen!

You can’t evict a movement!

§ 23

Den Geflüchteten in der Ohlauer Straße gebührt Solidarität, Respekt und sofortiges Bleiberecht! Sowieso! Sagt es allen weiter…

wingssolidarity

with wings and roots

Damian Davis_Rapper

Damian Davis

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Refpolk

DJ Boogie Dan (TickTickBoom)

DJ Boogie Dan

Flox Schoch (TickTickBoo)_Beatproduzent

Flox Schoch

Sookee (TickTickBoom)

Sokee

Kaput Krauts_Punkband

Kaput Krauts

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Refpolk & Filou

27.06.2014 Gorki Theater

Was hat die europäische Asylpolitik mit uns zu tun?

Was ist los mit Berlin? Die besetzte Gerhart-Hauptmann-Schule in Berlin wird umlagert von Hundertschaften von Polizist*innen. Seit Tagen harren die Asylsuchenden auf den Dächern der Schule aus und drohen bei einer Räumung herunterzuspringen. Das Bezirksamt sowie der Senat betonen weiterhin, dass es sich hierbei um ein „Angebot” und einen „freiwilligen Umzug“ handelt. Viele von Ihnen wurden bereits abtransportiert. Irgendwohin, weit weg von der Öffentlichkeit. Der Presse wird der Zugang zu den Pressekonferenzen der Asylsuchenden verweigert. Sie finden jedoch trotzdem per Skype in einer nahegelegenen Bäckerei statt. Das Recht auf Pressefreiheit und das Recht auf Leben muss in einem Rechtsstaat gewahrt sein. Auch die Medien sprechen von einem „freiwilligen Umzug“. Alle fragen sich nun, was das alles soll. Warum die Asylsuchenden auf Dächer steigen, warum sie sich in die Tiefe stürzen wollen – es ist doch NUR ein Umzug! Ein Umzug mit Polizeiaufgebot aus der ganzen Republik und einer Drohung der Abschiebung erinnert jedoch eher an einen Transport. Transport bedeutet Abschiebung. Abschiebung bedeutet in vielen Fällen den Tod. Was ist da noch zu verlieren?

Im Januar stellten wir uns im Studio die Frage: „Was hat die europäische Asylpolitik mit uns zu tun, mit Berlin, mit Deutschland?“ Sehr viel. Eben die Asylsuchenden der besetzten Schule, die sich jetzt seit Tagen isoliert in der Schule befinden, waren Teil der Veranstaltung. Die Antwort auf die Frage, die wir stellten, war einfach zu beantworten: „Wir sind hier, weil ihr dort seid.“ Ihr – das sind die deutsche Politik, die deutsche Zivilbevölkerung und die deutsche Geschichte.

 

Das Künstler*innenkollektiv Conflict Zone Arts Asylum, Studio Я, unterstützt die Forderungen der Asylsuchenden der Gerhart-Hauptmann-Schule in Berlin, solidarisieren sich mit Ihnen und fordern die Verantwortlichen die Forderungen anzunehmen und Im Sinne der Menschenrechte zu handeln.

 

Studio Я, Marianna Salzmann, Künstlerische Leiterin des Studio Я

Mit der Unterstützung von Shermin Langhoffund Jens Hillje (Intendantin und Ko-Intendant/ Leitender Dramaturg des Gorki)

und den Hausregisseur*innen des Gorki Yael Ronen, Nurkan Erpulat und Sebastian Nübling

27.06.2014

Solidarity-text by Sharon Otoo

(a gentle nudge)*

But of course I would have come!

I even think I could have come if…

Well the point is that I tried, right?

No, really! I did.

Because I thought about trying and while I thought about it

I imagined how pleased you would have been, and

That made me feel incredibly warm inside.

Special and important too. For just a few minutes:

I stood right there – my feet immovable –

I stood right there – my one hand held yours
I stood right there – my other hand, a fist in the sky
I stood right there – my head bowed down 
in celebration and commemoration

– and I would have stood right there, of course!

I would have held your hand, no doubt!

I would have if

I would have come.

But you know that already, right?

/…/

You would know that, you say?

Ah, I suppose you would be right if I was

the kind of person who never came

but I would have come. So that’s different.

It really is.

 

 

*(dedicated to those who will at some point in the future say, they were going to visit their local sites of non-citizen resistance but sadly didn’t make it before the protests ended – victoriously or otherwise)

 

http://msrepresented.blogspot.de/2014/05/a-gentle-nudge.html?m=1